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Digitalisierung, Digitale Transformation oder Digitale Agenda – unter diesen Namen wandert derzeit der große böse Wolf durch die Unternehmen. Vor allem für mittelständige Unternehmen hat dieser Wolf oft viel zu große Augen und löst ein Gefühl von Unsicherheit und Aktionismus aus. Im Rahmen unserer Beratersprechtage mit der IHK Hessen innovativ haben wir erlebt, dass viele Teilnehmer noch nicht wirklich wissen, was sie tun sollen bzw. tun müssen, um mit diesen Entwicklungen mitzuhalten und dabei nichts zu verpassen. Aus diesem Grund möchten wir an dieser Stelle einen groben Fahrplan mit sieben Schritten aufzeigen, anhand derer jedes Unternehmen seine eigene digitale Agenda abstecken kann!

In 7 Schritten zum Erfolg

Rotkäppchen

Die Fachhochschule Nordwestschweiz hat in einer Digital Transformation Canvas sieben Handlungsfelder identifiziert, die im Zuge der Digitalisierung wirklich Aufmerksamkeit benötigen. Auch in unseren Kundenprojekten haben sich diese sieben Schritte als ein überschaubarer Fahrplan bewährt, um sich für die Dinge, die da kommen, zu wappnen! Schauen wir uns diese Schritte mal genauer an:

1. Konstante Kundenorientierung lernen und leben

Customer First! Was vorher schon zum guten Ton gehörte, wird jetzt zur Pflicht. Unternehmen müssen ihre Kunden kennenlernen. Dazu gehört auch, die Kundenreise (Customer Journey) nachzuvollziehen und konsequent an der Optimierung dieser Kundenerfahrung an den einzelnen Touchpoints zu arbeiten. Aber wie bekomme ich diese Kundensicht in mein Unternehmen? Zum einen bietet sich das Sammeln und Auswerten von Kundendaten an, um Einblick in die Realität da draußen zu bekommen. Aber auch Methoden wie das Customer Journey Mapping haben sich bewährt, wenn es darum geht in den Schuhen des Kunden zu gehen und das Unternehmen, das Produkt oder die Dienstleistung aus dessen Sicht zu erleben. Erst wenn ein echtes Gefühl für den Kunden gegeben ist, kann über neue personalisierte Produkte und Dienstleistungen nachgedacht werden.

2. Neue Technologien ausprobieren und Transparenz schaffen

Nichts wird mit der Digitalisierung mehr in Verbindung gebracht als neue Technologien – das haben wir an unseren Beratersprechtagen gemerkt. Und natürlich ist das auch richtig so! Das ist ja das Spannende an dem ganzen abstrakten Thema der Digitalen Transformation! Und ja – Plattformen, Apps oder die Vernetzung in Produktion und von Produkten können neue Welten eröffnen und Effizienz-Sprünge bewirken. Doch bevor in diese Dinge investiert wird sollten die Hausaufgaben gemacht werden. Nicht nur in mittelständigen Unternehmen wird häufig ein bunter Blumenstrauß an unterschiedlichster Software genutzt. Hier lohnt es sich Zeit, Geld und Geduld in eine homogene Infrastruktur zu investieren. Dann gelingt dann auch die Skalierbarkeit in der Zukunft!

3. Cloud und intelligente Daten nutzen

Die Cloud – das ist doch dieser undefinierbare Ort, an dem meine Daten gespeichert sind und den uns niemand so richtig erklären kann, oder? Und was bitte sind intelligente Daten? Bevor wir anfangen, diese Dinge im Detail zu verstehen, sollten wir uns fragen, welchen Datenschatz wir bereits im Unternehmen haben und wie wir diesen richtig nutzen können! Erfahrungsgemäß liegt hier bereits großes Potenzial, das durch flexible IT-Infrastrukturen und webbasierte Lösungen realisiert werden kann. Hat man erst seine Plattformen und Daten vernetzt, kommen die wirklich spannenden Erkenntnisse ans Tageslicht! Geht man dann einen Schritt weiter und bietet seinem Kunden ebenfalls Plattformen und webbasierte Lösungen an, sollte man darauf achten, dass diese auch einfach zugänglich sind.  Im selben Atemzug ist es im Jahr der DSGVO Pflicht, auch die Anforderungen an die IT-Sicherheit zu definieren und zu messen.

4. Neue digitale Strategien und Geschäftsmodelle entwickeln und bewerten

Jetzt ist es Zeit für die Gretchen-Frage: Wie zukunftsfähig ist mein Geschäftsmodell? Hier kann ein Blick nach links und rechts zur Konkurrenz nicht schaden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob man dabei ist, eine Trendwende zu verschlafen. Zusätzlich sollte die eigene Wertschöpfungskette unter die Lupe genommen werden: Was generiert den Kundennutzen und welche Leistungen könnten separat noch angeboten werden? In unseren Beratungsgesprächen und Workshops zu diesem Thema setzen wir gerne auf Instrumente wie die Business Model Canvas, um einen Überblick über das Geschäftsmodell zu erhalten. Wenn es dann heißt, Innovationen und die Neu-Definition von Leistungen systematisch anzugehen, schlägt die Stunde des Design Thinking! Spannender kann man diese Gretchen-Frage nicht angehen!

5. Optimierte und automatisierte Prozesse schaffen

Automatisierung ist eine der größten Assoziationen mit dem Thema der Digitalisierung. Industrie 4.0 und Fertigungsstraßen in denen Roboter untereinander kommunizieren und sich mittlerweile sogar gegenseitig reparieren können – das ist faszinierend und beängstigend zugleich. Aber was bleibt ist die Tatsache, dass in der Automatisierung von Prozessen wohl der größte Hebel für Effizienz-Sprünge steckt! Dabei ist es egal, ob die Fertigung nun vollkommen maschinell durchgeführt wird oder der Papierkram im Büro entfällt, weil das System die Kundenanträge automatisch weiterleitet. Es geht darum, spürbar Entlastung zu schaffen und so schneller, standardisierter und effizienter auf neue Situationen und Kundenwünsche reagieren zu können! Es lohnt sich also unbedingt die eigenen und häufig ,,historisch gewachsenen‘‘ Prozesse unter die Lupe zu nehmen und Potenziale zur Automatisierung zu identifizieren und zu heben.

6. Neue Ansätze in Führung, Kultur und Arbeit etablieren

Die Digitalisierung definiert auch den Anspruch an die Führungs- und Arbeitskultur neu. Wo Innovationen gefunden und neue Geschäftsmodelle reifen sollen, braucht es auch Führungsansätze, die diesen Prozess zulassen und unterstützen. Das Zeitalter der transaktionalen Führung mit Zielvereinbarungen und täglicher Kontrolle neigt sich damit dem Ende zu. Befähigung der Mitarbeiter und Kollegen, Vertrauen, Eigeninitiative und intrinsische Motivation sind gefragt! Auch sollte hinterfragt werden, wie die eigenen Mitarbeiter der Digitalisierung gegenüberstehen und welche Sorgen und Ansprüche sich in diesem Zusammenhang entwickeln. Digitale Arbeitsplätze beispielsweise erfordern auch die Führung dieser neu entstehenden digitalen Teams – hier kann der Wechsel zur transformationalen Führung bei allen Beteiligten Entlastung schaffen und Motivation wecken! Auch wenn dieser Change ganz und gar nicht einfach ist und einen Kulturwandel in den meisten Unternehmen bedeutet – wer wettbewerbsfähig bleiben möchte wird daran nur schwer vorbeikommen.

7. Digitale Evolution in Marketing und Vertrieb starten

Richtig austoben können sich Unternehmen im Zuge der Digitalisierung vor allem im Bereich Marketing und Vertrieb! Jetzt entstehen nämlich auch bei kleineren Marketingbudgets zahlreiche Möglichkeiten, die Vermarktung des eigenen Unternehmens, beispielsweise durch Content Marketing, voran zu treiben! Zeitgleich steht vor allem der Bereich Customer Service vor der Aufgabe die rasant ansteigenden Erwartungen von Kunden zu erfüllen und sie durch bequeme Lösungen zu begeistern und an das Unternehmen zu binden. Digitale Plattformen und Lösungen wie Marketing Automation, CRM-Systeme und E-Commerce sind dabei mehr als ein Hygiene Faktor!

Und nun zurück ins Hier und Jetzt..

Schlussendlich ist die Digitale Agenda natürlich keine Standard-Maßnahme, die sich einfach so umsetzen lässt – das haben wir selbst immer wieder erlebt. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg finden. Zeitgleich wird ein Kulturwandel in den meisten Fällen nötig sein und das Aufreißen alter Strukturen wird weh tun! Die Bereitschaft sich selbst und sein Unternehmen zu hinterfragen und stetig weiterzuentwickeln muss dabei fest verankert werden! Dann findet sich auch ein eigener, ganz individueller Weg für das eigene Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung. Der große böse Wolf ist dann am Ende doch nur ein Streuner mit großen Augen. Nichts also, was nicht in 7 Schritten gezähmt werden kann!

Zwerg

Lassen Sie uns doch mal drüber sprechen!

Von mir aus auch gerne sofort.

Stephanie Seiboldt
+49 151 4222 7176

...ist Vorstand bei der O’Donovan Consulting AG. Seit mehr als 18 Jahren steht die Lösung von Herausforderungen aus Vertrieb und Service in Verbindung mit innovativen technologischen Lösungen im Fokus seiner Tätigkeit. Aktuell unterstützt er seine Auftraggeber dabei, Strategien für eine kundenorientierte Unternehmensführung zu entwickeln und im Unternehmen umsetzen. „Unternehmen können am Markt gewinnen, wenn Sie es schaffen, Services in Abhängigkeit der jeweiligen Situation zu individualisieren, dass Kunden bleiben – am besten aus Bequemlichkeit, gerne auch aus Begeisterung.''